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Unternehmen

Resilienz - Unternehmen

Systemresilienz in Unternehmen, Institutionen & Organisationen

„Gesundheit“ als ein Schwerpunkt und Wert in Unternehmenskulturen klingt zumeist sowohl für Führungskräfte als auch für die Unternehmensleitung und die Anleger „langweilig“. Die meisten wissen auch nicht, wo sinnvollerweise angesetzt werden könnte: Gezählt werden Krankenstandstage; der Unternehmensgewinn ist sinnstiftende Zielgröße; sie selbst fühlen sich weder von Burnout noch von Boreout, dem Gegenteil, betroffen. Vermeintlich gehen viele Arbeitgeber zugleich davon aus, dass prophylaktisch am Arbeitsmarkt ausreichend qualifiziertes und immer wieder nachkommendes, junges Humankapital zu finden wäre – schlicht ein Denkfehler angesichts einer (in Europa) zunehmend alternden Arbeitnehmerschaft und Burnout-Erkrankungen bereits vor Erreichen des 40. Lebensjahres.

Aus aktuellen Statistiken wissen wir, dass mehr als 50% aller Beschäftigten geistig gekündigt haben und nur noch physisch am Arbeitsplatz präsent sind. Diese Problematik wird mit dem Begriff „Präsentismus“ auf den Punkt gebracht. Im Harvard Business Review vom August 2013 heißt es dezidiert: „Nur jeder dritte Mitarbeiter ist engagiert bei der Arbeit.“ Zu den gesünderen Unternehmen gehört man heutzutage bereits, wenn wenigstens 60% der Belegschaft motiviert sind (McKinsey Studie). Durch Präsentismus entstehen für ein Unternehmen vier Mal so hohe Kosten im Vergleich zu Absentismus und medizinischer Behandlung. Gleichfalls belegt ist, dass Krankenquoten auffallend stark mit den Kompetenzen bzw. Defiziten der jeweiligen Führungsebene korrelieren.

Weltweit entstehen Kosten in Milliardenhöhe für an Burnout erkrankte Mitarbeiter:innen. Im Schnitt vergehen bis zur Diagnose sieben Jahre. Gemäß den Schätzungen des Wirtschaftswissenschaftlers Leo A. Nefiodow beliefen sich die weltweiten Kosten für psychosoziale wie auch körperliche Erkrankungen bereits 2004 auf 24.000 Milliarden US-Dollar jährlich; diese Summe entspricht in etwa einem Drittel des Weltsozialproduktes.

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Nicht weniger bedenklich sind die Zahlen zum gegenteiligen Phänomen, dem „Boreout“. Darunter werden sämtliche Symptome zusammengefasst, die für die chronische Unterforderung von Mitarbeiter:innen und die daraus resultierende Langeweile stehen. Insbesondere Langzeitkrankenstände und das dadurch verursachte personelle Vakuum führt dazu, dass Mitarbeiter:innen ihre Fähigkeiten im entsprechenden Unternehmen nicht mehr frei entfalten können.

Resilienz oder Bewältigungskompetenz kommt also keineswegs nur auf individueller Ebene zum Tragen: auch in allen größeren „Einheiten“ wie beispielsweise am Arbeitsplatz kommt der Fähigkeit, Krisen durch Rückgriff auf individuelle, organisatorische und gesellschaftliche Ressourcen zu meistern und als Anlass für Entwicklungen zu nutzen, eine entscheidende Rolle zu.

Während im individuellen Kontext Resilienz die psychosoziale Kompetenz des Einzelnen beschreibt, ist damit auf organisatorischer oder unternehmerischer Ebene die Kooperations- und Innovationsfähigkeit, kurz, die „Systemresilienz“ einer Organisation/eines Betriebs/einer Institution gemeint. Sie umfasst Organisationsentwicklung, Unternehmenskultur und Werteorientierung gleichermaßen.

Es geht um die Frage, wie Unternehmensleitung, Führungskräfte und Mitarbeiter gemeinsam ein gutes „Immunsystem“ aufbauen können, das sich auch in schwierigen Zeiten (hohe Arbeitsbelastung, Stellenabbau, Konflikte im Job etc.) bewährt. 

Betriebliche Gesundheitsvorsorge basierend auf der HRV dient der Erhebung eines gesundheitlichen Querschnitts, der auf Fakten beruht: unsere Messdaten lügen nicht. Im Schnitt sind 25% aller Beschäftigten Burnout-gefährdet, so die Deutsche Angestelltenkrankenkasse, häufig sind es die besten Köpfe, die betroffen sind. Statistiken wie diese führen einerseits den immensen persönlichen Schaden des Einzelnen und andererseits die massiven ökonomischen Konsequenzen in den Betrieben vor Augen und sind – selbst für Statistik-Kritiker:innen nicht länger zu ignorieren. Mit Hilfe der HRV können negative Dynamiken frühzeitig aufgezeigt und sinnvolle Verhaltensänderungen in den personalisierten Analyse-Coachings angeregt werden.

Chronobiologisches Wissen und individuelle Besonderheiten können auf eine effiziente Leistungs- und Pausenkultur hin ausgerichtet werden. Es zählen die konkreten Ergebnisse. Bereits kleine Veränderungen im Tages- und Kommunikationsablauf zeitigen große Wirkung. Gesündere Angestellte sind leistungsfähigere und zufriedenere Mitarbeiter:innen.HRV-Messungen stärken die Unternehmensresilienz, denn Resilienz verhindert nicht nur Burnout, sondern ist die Basis für eine gesunde Lebens- und Unternehmensführung. Sie stärkt den Kohärenzsinn und zeigt sich für wirtschaftlichen Erfolg verantwortlich.

Auf Anfrage bietet heartrates auch Vorträge, Seminare und Workshops zu arbeitsrelevanten Themen wie Burnout-Gefährdung, Suchtprävention, Stress, Schlaf, Reflexion und Problemerkennung an. Wir greifen bei betrieblichem Gesundheitsmanagement auf einen Pool erfahrener Ärzt:innen, Psycholog:innen und Coaches aus unserem Netzwerk zurück und arbeiten mit Unternehmen jeder Größe. Bei Bedarf bieten wir Prozessbegleitung in Form von Folgemessungen und Mitarbeiter-Trainings an.

Kompetenzen für die globalisierte Welt

Resilienz-Modell nach Wellensiek

Resilienz-Modell nach Wellensiek, HBT-Akademie

Unternehmenskultur

Unternehmenskultur wird nach Geert Hofstede verstanden als „kollektives, geistiges Programm, welches die Mitglieder einer bestimmten Gruppe von den Mitgliedern einer anderen Gruppe unterscheidet“.

Joachim Galuska, Leiter der Heiligenfeld Kliniken in Bad Kissingen und Autor zahlreicher Bücher, definiert Unternehmenskultur als die gemeinsame Ausrichtung auf grundlegende Anliegen, Werte und Ziele eines Unternehmens, sowohl im Umgang mit Mitarbeiter:innen als auch in der Gestaltung der Beziehungen und Abläufe, sowie im Kontakt mit den Kunden und Kooperationspartnern.

Ein lebendiges Unternehmen zeichnet sich seiner Meinung nach durch eine kreative, lebendige Resilienzkultur aus, die Werte und Ziele miteinander verbindet.

Fazit:

  • Wirtschaftliche Werte, beispielsweise effiziente Prozessorganisation, haben Innovation und allgemeine Wirtschaftlichkeit zum Ziel;
  • arbeitsbezogene Werte können gute Arbeits- und Kooperationsbedingungen sein;
  • ökologische Werte unterstützen den schonenden Ressourcenverbrauch oder biologische Ernährung in der Firmenkantine;
  • mitarbeiterbezogene Werte beinhalten Qualifikation, soziale Kompetenz, Inspiration, Gesundheit und Führungskompetenz.


Gesamtgesellschaftlich übernimmt ein resilienter Betrieb regionale und soziale Verantwortung und engagiert sich öffentlichkeitswirksam. Vorzeigebeispiel ist gelebte Corporate Social Responsibility (CSR, Unternehmensethik). Der betriebswirtschaftliche Anreiz dahinter: langfristige Profite und deren Kalkulierbarkeit anstatt nur kurzfristiger Umsätze.

Arbeit hält gesund, wenn sie die Potenziale der Menschen weiterentwickelt. Zugleich sind lebendige Mitarbeiter:innen eine innovative Schubkraft für die Weiterentwicklung von Betrieben.

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Unternehmerischer Erfolg erfordert Engagement, Mitverantwortung, das Einbringen der Intelligenz und Kreativität aller Beschäftigten. Einem lebendigen Arbeitsplatz liegen Strukturen zugrunde, die von allen handelnden Subjekten (Mitarbeiter:innen, Führungskräften, Unternehmensleitung) im Sinne einer Unternehmenskultur konstruktiv beeinflusst werden können.

Burnout-Prozesse treten primär nicht auf, wenn wir viel, sondern wenn wir entfremdet arbeiten. Auch hat der Wesenskern eines Burnouts nichts mit der häufig verbreiteten Ansicht, Betroffene würden sich in eine populär gewordene Krankheit flüchten, gemein.

Psychosozial kompetente Mitarbeiter und Führungskräfte sind der Innovationsfaktor jedes Unternehmens. In der Informatik-Branche haben sich Software-Firmen durch flexible Arbeitsmodelle, die ihren Mitarbeiter:innen ein höheres Maß an Freiheiten in der Einteilung der Arbeitszeit und Gestaltung ihres Arbeitsumfelds bieten, letztlich zu erfolgreichen Giganten entwickelt. Mehr Mitarbeiter-Zufriedenheit erhöhte die Effizienz und steigerte die Loyalität zur Firma.

Die Entwicklung psychosozialer Kompetenz ist also ein entscheidender Produktivitäts- und Wettbewerbsfaktor. Immer mehr Unternehmer:innen erkennen, dass bei Präsentismus und hohen Fluktuationsraten die Qualität darunter leidet und eine nachhaltige Entwicklung sowie eine Anpassung an veränderte Marktbedingungen nur begrenzt ermöglicht. Motivierte und zufriedene Mitarbeiter:innen sind, wie gesagt, das zuverlässigste Kapital für ein Unternehmen mit Zukunft.

Resilienztraining ist kein Allheilmittel und mit HRV-Messungen lassen sich keine chronifizierten Schwächen in einem Unternehmen  „heilen“. HRV-Messungen sind jedoch ein wertschätzendes Signal auf der Individualebene, aus denen sinnvolle und gewinnbringende Umstrukturierungen im Arbeitsablauf und in der Arbeitsbelastung abgeleitet werden können.

Im Sinne der „ganzheitlichen Gesundheit“ in einem Unternehmen ist Resilienz, wie Günter Kerschbaummayr präzisiert, „auch eine Frage der nachhaltigen Existenzsicherung und Überlebensfähigkeit einer Firma.“

2010 hat Joachim Galuska zusammen 21 leitenden Ärzten psychosomatischer Kliniken einen Aufruf zum gesellschaftlichen Dialog über die „psychosoziale Lage in Deutschland“ formuliert. Ziel dieses offenen Dialogs ist der gesellschaftliche Aufruf mögliche Ursachen und sinnvolle Handlungsansätze zu diskutieren und einen Wandel zu ermöglichen.

Mehr dazu, sowie genaue Statistiken zu den volkswirtschaftlichen Kosten, die durch Arbeitsunfähigkeit, Arbeitslosigkeit, Frühpensionierungen (...) entstehen, sind hier zu finden:

www.psychosoziale-lage.de

Ressourcenförderung in Zeiten ständigen Wandels

„Das Verstehen und die Behandlung von Phänomenen wie Burn- oder Boreout sind eine grundlegende Voraussetzung für eine leistungsstarke Organisation.“
Günter Kerschbaummayr

Die folgende Gegenüberstellung aus „Ressourcenförderung in Zeiten ständigen Wandels“ (Wellensiek/Kleinschmidt 2013, S. 13) gibt Beispiele für resilientes als auch nicht-resilientes Verhalten bei Mitarbeitern, Führungskräften und Unternehmensleitung.

nicht-resilientes Verhalten in der Unternehmensleitung:

  • Bereitet sich nicht proaktiv auf Krisenzeiten vor. In Krisen fällt sie häufig durch überraschende, unangekündigte Strategiewechsel auf.
  • Ihre Information und Kommunikation mit Beschäftigten und Führungsebenen weist Mängel auf.
  • Fokus auf Zahlen, Daten, Fakten - der Mensch bleibt außen vor, wenn die Unternehmensleitung sich mit Veränderungen im Unternehmen beschäftigt.

resilientes Verhalten in der Unternehmensleitung:

  • Denkt vorab mögliche Krisen und Veränderungen an - und entwickelt mögliche Strategien und Lösungswege.
  • Weist eine fest verankerte, transparente Informations- und Kommunikationspolitik auf. Informiert zeitnah auch über unangenehme Tatsachen.
  • Berücksichtigt neben der sachlichen Information auch die menschliche Ebene und die Kultur des Unternehmens.

nicht-resilientes Verhalten bei Führungskräften:

  • Ist getrieben von operativen Aufgaben, sieht wenig Möglichkeit beziehungsweise hat wenig Fähigkeit zur Delegation und Priorisierung.
  • Nimmt sich zu wenig Zeit für die Personalführung, entwickelt keine echte Beziehung zu den Mitarbeiter:innen.
  • Verhält sich häufig unklar und intransparent.

resilientes Verhalten bei Führungskräften:

  • Achtet auf sich und seine Ressourcen, weiß um seine Leistungsgrenzen und Prioritäten.
  • Lebt „begleitende Führung“, hat eine klare, vertrauensvolle Beziehung zu seinen Mitarbeiter:innen und fördert beziehungsweise unterstützt deren Eigenverantwortung und Lösungsorientierung.
  • Kommuniziert auch unangenehme Veränderungen klar und transparent.

nicht-resilientes Verhalten bei Mitarbeiter:innen:

  • Ist Veränderungen gegenüber grundsätzlich ablehnend und skeptisch eingestellt.
  • Hat wenig Gespür für konkrete persönliche Bedürfnisse, Grenzen, Anliegen, Gefühle.
  • Übernimmt wenig Verantwortung für sich selbst, erwartet eher Fürsorge durch andere.
  • Entspricht dem Typ „Flurfunk“.
  • Erstarrt angesichts von Veränderungsprozessen in abwartender Opferhaltung.

resilientes Verhalten bei Mitarbeiter:innen:

  • Steht Veränderungen und persönlicher Entwicklung offen gegenüber.
  • Hat Kenntnis über und Verständnis für die eignen Belastungsgrenzen und Kraftquellen (Ressourcen).
  • Sorgt gut für sich selbst (Pausen, Ausgleich, Grenzen etc.).
  • Kommuniziert aktiv mit Kolleg:innen und Vorgesetzten.
  • Gestaltet Veränderungsprozesse konstruktiv mit.

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