HRV-Messungen nutzen die „Datenquelle Herz“ zur gesundheitlichen Standortbestimmung.
Das Herz ist unser Lebensmotor. Es ist ein faszinierendes Organ, ein sehr starker Muskel, der das Blut bis in die feinsten Verästelungen unseres Organ- und Gefäßsystems pumpt, und so dafür sorgt, dass unser Körpergewebe mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird.
Damit dies optimal gelingt, passt sich der Herzschlag dem Rhythmus unserer inneren Organe an: unser Herz schlägt also unregelmäßig, denn die Abstände zwischen den Herzschlägen sind immer unterschiedlich lang. Es ist dabei nicht nur eine „Pumpe“ im mechanischen Sinn. Vielmehr reagiert es mit kleinen Veränderungen im Schlagrhythmus sehr sensibel auf alles, was von Innen und von Außen auf uns einwirkt, auf das, was wir tun gleichermaßen wie auf das, was wir empfinden. Unser Herz ist wie ein zentrales Logbuch, das wir dafür nutzen können, Feedback auf unsere Gesundheit und unseren Lebensstil zu bekommen.
Dieses Phänomen nennt man Herzratenvariabilität, abgekürzt HRV, das von Hon und Lee 1963 erstmals publiziert wurde. Koordiniert werden Herzfrequenz und HRV über unser vegetatives oder auch „autonomes“ Nervensystem. Dies ist jener Teil des Nervensystems, der sich unserer willkürlichen Kontrolle entzieht und der lebenswichtige Funktionen (Vitalfunktionen) wie Atmung, Verdauung, Stoffwechsel, Blutdruck, Tag-Nacht-Rhythmus, Hormonausschüttungen u.v.m. steuert. Es besteht aus dem „Sympathikus“ (Leistungsnerv) und dem „Parasympathikus“ oder auch „Vagus“ (Entspannungsnerv). Der Taktgeber für jeden Herzschlag ist der Sinusknoten im rechten Vorhof der Herzkammer. Dieser wird maßgeblich vom vegetativen Nervensystem beeinflusst. Daher lassen sich über den Rhythmus des Herzens und über die Intensität der HRV grundsätzliche Aussagen über den Funktionszustand eines Organismus machen und damit über die Gesundheit eines Menschen, denn „Gesundheit“ und „Funktion“ hängen sehr eng miteinander zusammen.
Stark vereinfacht ausgedrückt ist der Sympathikus für die schnelle Reaktion auf Umweltreize und die Mobilisierung des Körpers ("fight or flight") und der Parasympathikus für die Dämpfung der nach außen gerichteten Aktivität ("rest and digest") verantwortlich. Sympathikus und Parasympathikus sind dabei keine Antagonisten, sondern spielen im Team! Wenn wir gesund und leistungsfähig sind, sind sie in Balance und es ist eine natürliche Pendelbewegung zwischen Leisten und Entspannen zu beobachten. Die Waage zwischen „Leisten“ und „Regenerieren“ oder „Actio“ und „Reactio“ muss stimmen, wenn wir gesund bleiben/werden wollen.
Die HRV ist also ein Maß für die Anpassungsfähigkeit eines Menschen an das, was er gerade tut oder erlebt. Bei gesunden und jungen Menschen ist diese Anpassungsfähigkeit fast immer gegeben. Somit ist die HRV ist in allen Frequenzbereichen (ULF, VLF, LF und HF) sehr intensiv. Bei Krankheit, chronischer Stressbelastung, psychischer Belastung oder Raubbau (Drogen, Alkohol, Essstörungen, Schlafmangel u.ä.) geht diese natürliche Anpassungsfähigkeit verloren und die Variabilität der Herzraten ist deutlich eingeschränkt – das Herz wird immer starrer. Der Organismus kann in Folge nicht mehr adäquat auf innere und äußere Reize reagieren und verliert zunächst seine Regenerations- und später auch seine Leistungsfähigkeit. Lange bevor (manifeste) Erkrankungen über andere Untersuchungsmethoden oder in den Körperflüssigkeiten festgestellt werden können, reagiert die HRV. In diesem Sinne ist sie eine der wertvollsten Untersuchungsmethoden in der Vorsorgemedizin!
Eine 24-Stunden-Langzeitmessung der HRV ist also ein objektiver und ganzheitlicher Spiegel unseres gesundheitlichen Gesamtzustandes. Warum? Schlicht, weil wir unser vegetatives Nervensystem nicht über 24 Stunden verstellen können. Die Intensität der HRV gibt Auskunft darüber, ob „Befund“ und „Befindlichkeit“ übereinstimmen. Sie gibt uns ein sicheres Feedback auf unsere Gesundheit und auf den Einfluss unseres Lebensstils auf unsere Gesundheit.
Mit einer HRV-Messung lässt sich auf „funktioneller Ebene“ aber nicht nur feststellen, ob jemand krank ist, sondern auch wie gesund jemand ist. Gesundheit ist also messbar! Wer eine „gute HRV“ hat, kann nicht ernsthaft krank sein und wer eine eingeschränkte HRV hat, ist entweder manifest erkrankt oder hat einen Lebensstil (der natürlich in hohem Maße durch negative Lebensumstände oder Traumen geprägt sein kann), der unweigerlich zu Erkrankung führt, wenn nicht Veränderungen im Lebensstil und/oder der Lebensumstände bzw. des Umgangs mit ihnen herbei geführt werden können.
AUF DEN PUNKT GEBRACHT
Eine 24-Stunden-HRV-Messung hilft Dir:
die Qualität Deines Schlafs zu beurteilen – Schlaflabor im eigenen Bett.
die Belastungen Deines Alltags einzuschätzen – was gibt/was raubt Dir Energie.
mit positivem oder negativem Stress besser umzugehen – Stressmanagement & Reizverarbeitung.
Deine Belastbarkeit und Deine mentale Beanspruchbarkeit realistisch einzuschätzen – Leistungspotenzial & Burn-out-Risiko.
ein Gefühl für Dein funktionelles biologisches Alter zu entwickeln – genetische Substanz & Lebensstil.
das für Dich passende Maß an Bewegung zu erkennen – körperliche Vitalität & Regenerationsfähigkeit.
die Verträglichkeit Deiner Ernährungsgewohnheiten festzustellen – Energie, Unverträglichkeiten & Entgiftung.